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Fragenübersicht Heute wäre der 100. Geburtstag von Willy Brandt - Wie bewertest Du sein politisches Werk?
1 - 20 / 39 Meinungen+20Ende
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18.12.2013 11:47 Uhr
Nicht mein Typ Politiker. Aber die Geschichte hat ihn in einigen Dingen bestätigt. Neutral.
18.12.2013 12:00 Uhr
Er ist der Bundeskanzler, unter dem der Weg in den Schuldenstaat begonnen hat. Jeder, der nicht selbst Schulden hat, wird noch einmal dankbar an diesen Verantwortlichen des Dammbruchs zurückdenken.

Insgesamt betrachte ich ihn als überschätzt. Die Entspannungspolitik hat im Endeffekt nur zu einer Stärkung des Ostblocks geführt. Erst die Politik der Stärker der 80er Jahre zwang die Sowjetunion in die Knie.

Der Verzicht auf die Ostgebiete war wahrscheinlich pragmatisch betrachtet, unausweichlich. Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist es interessant, wenn man einen angeblichen Visionär letztlich nur für seinen Pragmatismus loben (?) kann.
18.12.2013 12:33 Uhr
Einige von Brandts politischen Entscheidungen mögen umstritten gewesen sein, aber wurden mehrheitlich begrüßt.
Fakt bleibt so oder so jedoch, dass er ein großer Politiker war, der durch sein politisches Wirken viel erreicht hat.
Ich habe höchsten Respekt davor.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.12.2013 12:35 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.12.2013 12:52 Uhr
Seine Angst vor Konflikten bescherte eine Ostpolitik, die in Nachbetrachtung nicht erfolgreich war. Bei ihm gab es nur Zuckerbrot, die Peitsche ließ er im Schrank und ermöglichte den Ostdiktaturen daher eher eine Stabilisierung durch Anerkennung. Erfolgreich gegen Diktaturen ist in aller Regel weder eine reine Appeasement-Politik, noch eine reine Ächtung, beides muss man spielen.
Auch sein Umgang mit den 68ern war nicht sehr erfolgreich, auch wenn die Innenpolitik eher Ländersache ist. Hier ist ihm also nur bedingt das Versagen anzulasten.

Sein Kniefall hingegen darf als historische Geste und wertvoller Beitrag betrachtet werden.
18.12.2013 13:18 Uhr
Mit der Zeit bleiben nur noch die wichtigen Dinge in Erinnerung und da ist das Bild eher positiv, da er mit Bahr zusammen schon wesentlich die Ost-Öffnung ermöglicht hat.
18.12.2013 13:27 Uhr
Zitat:
und da ist das Bild eher positiv, da er mit Bahr zusammen schon wesentlich die Ost-Öffnung ermöglicht hat.


Inwiefern positiv? Er brachte den Diktaturen Anerkennung ohne von ihnen im Gegenzug ein Entgegenkommen zu verlangen.
18.12.2013 13:47 Uhr
Willy Brandt war einer der wenigen verbliebenen "echten" Sozialdemokraten und ich hätte ihn sehr gerne persönlich kennengelernt.
18.12.2013 14:16 Uhr
@Backo
Ich bin wahrlich kein Sozialdemokrat, aber ich erkenne absolut an, dass wir heute eventuell nicht wiedervereinigt wären, wenn Brandt nicht einen Anfang gewagt hätte.
18.12.2013 14:20 Uhr
Zitat:
Ich bin wahrlich kein Sozialdemokrat, aber ich erkenne absolut an, dass wir heute eventuell nicht wiedervereinigt wären, wenn Brandt nicht einen Anfang gewagt hätte.


Und was lässt dich zu diesem Schluss kommen?
Nach der Anerkennung durch Brandt waren die Regierungen ja eher fester im Sattel und erst die anschließende Zuckerbrot-und-Peitsche-Politik leitete ihr Ende ein.
18.12.2013 14:32 Uhr
Ein Mann mit Prinzipien, als er 1933 ins Exil ging. Ein Mann mit Geradlinigkeit, als er in den Nachkriegsjahren in die deutsche Politik zurückkehrte. Ein Mann mit Standfestigkeit, der die schweren Krisen in West-Berlin in den späten 50er und frühen 60er Jahren durchgesteuert hat. Ein Mann mit Visionen, der die ersten Jahre als Kanzler ein neues Deutschland formte. Ein Mann mit Schwächen, der dann des Regierens überdrüssig wurde, als die erste Ziele erreicht worden waren. Und ein Mann ohne Fortune, dem danach Zug um Zug die eigene Partei entglitt. Und ein Mann mit Glück, der 1989/1990 noch erleben durfte, dass sein Fernziel, die Einheit Deutschlands in Freiheit, doch realisiert werden konnte.

Wäre ich Anfang der 70er Jahre politisch aktiv gewesen, hätte ich im Lager seiner Gegner gestanden. Heute kann ich sagen: Er war ein großer deutscher Staatsmann.
18.12.2013 14:47 Uhr
Ich verweise auf unseren SIP Startseitentext :)

Brandt ist für mich einer der größten PoltikerInnen im Deutschland nach `45
18.12.2013 15:04 Uhr
Die Jahre der Regierungszeit Willy Brandts waren die besten, die Deutschland hatte. Zu der Zeit ging es allen Menschen gut und nicht nur den Besserverdienenden und reichen Erben.
18.12.2013 15:40 Uhr
Der beste BK der BRD.
Ohne ihn hätte es das Bett, in das der Oggersheimer fiel nie gegeben.

Ohne ihn wären die Mauern zum Osten immmer undurchlässiger geworden, hätte es keinen akademischen Austausch zwischen Ost und West gegeben.
All das ist der Beginn einer kontinuierlichen Linie, die schließlich in dem endete was heute als friedliche Revolution bezeichnet wird.

Der unsinnige Vorwurf er hätte die Regierung des Ostens stabilisiert ist Blödsinn. Diesen Vorwurf könnte man vielleicht FJS machen, der Milliarden rüberschaufelte um das Regime zu stützen.
18.12.2013 15:46 Uhr
befriedigend +
18.12.2013 16:21 Uhr
Wir haben wenn man sich mal in der Welt umschaut wirklich Glück mit unseren Kanzlern.
Das er im Rückblick überhöht wird liegt wohl daran das die Sozis mit Schmidt und Schröder nie wirklich zufrieden waren und halt einen Helden brauchen.
Können sich ja nicht hinstellen und sagen unsere Kanzler haben lange nicht das Format eines Adenauers oder Kohls.

Warum ihm im Nachhinein die Wiedervereinigung angedichtet wird liegt da wohl auch im totalen Versagen der Sozialdemokratie in dieser Angelegenheit. Aber irgendwie will man halt an so einem Ereignis halt seinen Anteil haben.

18.12.2013 16:46 Uhr
Zitat:
Die Jahre der Regierungszeit Willy Brandts waren die besten, die Deutschland hatte. Zu der Zeit ging es allen Menschen gut und nicht nur den Besserverdienenden und reichen Erben.


Nach welchen Sozioökonomischen Daten?
18.12.2013 18:28 Uhr
Zitat:
Die Jahre der Regierungszeit Willy Brandts waren die besten, die Deutschland hatte. Zu der Zeit ging es allen Menschen gut und nicht nur den Besserverdienenden und reichen Erben.


Um es mal zu überprüfen:

Die Einkommensungleichheit hat sich im Regierungszeitraum (und auch kurz danach) kaum merklich in eine bestimmte Richtung bewegt. Je nach Berechnungsmethode und Datengrundlage ist sie minimal zurück gegangen oder minimal gestiegen, weit entfernt von einer klaren Tendenz.

Die durchschnittliche Kaufkraft eines Vier-Personen-Haushaltes (Nettoäquivalenzeinkommen) lag 1970 bei 9.090€ (Preise von 2007), das entsprechende ALG II (Hartz IV) 2007 bei 9.550€. In der Kanzlerschaft von Brandt ist natürlich das Haushaltseinkommen und die Vermögen gestiegen, wie bei den Kanzlern davor und danach auch schon.

In der Vermögensvertreilung ist es schwer Material zu finden. Von 73 bis 83 ging die Vermögensungleichheit zwar zurück, nach Brandt Kanzlerschaft aber noch stärker. Der Trend des Rückgangs insgesamt ist ein langfristiger.

18.12.2013 22:03 Uhr
Zitat:
aber ich erkenne absolut an, dass wir heute eventuell nicht wiedervereinigt wären, wenn Brandt nicht einen Anfang gewagt hätte.


Die Wiedervereinigung verdanken wir sicherlich tausenden mutigen Bürgern der ehemaligen DDR, die es wagten, dem Regime trotz Gewaltandrohung zu trotzen und der Tatsache, daß das Regime in Ost-Berlin völlig pleite war und Befehle zur Gewaltanwendung - gerade in Leipzig - nicht mehr durchsetzen konnte. Einen Einfluß von Brandt kann ich hierbei - ohne sein sonstiges Wirken negieren zu wollen - aber wirklich nicht erkennen.
18.12.2013 23:12 Uhr
Zitat:
Um es mal zu überprüfen:

Die Einkommensungleichheit hat sich im Regierungszeitraum...

Was du nie verstehen wirst, ist, dass sich das Wohlbefinden der Menschen nicht nur in Geld beschreiben lässt. Das ist jemandem wie dir natürlich nicht möglich.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.12.2013 12:56 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.12.2013 23:19 Uhr
Ich habe geweint, als Brandt 1992 verstarb. Er war der beste Kanzler nach 1945. Da gibt es kein Vertun. Wobei man, wenn man die Ostpolitik betrachtet, natürlich immer das Tandem Brandt/Bahr im Auge haben muß. Wie heißt es so schön, Brandt war der Bauherr und Bahr der Architekt der Ostpolitik.
  GII   IDL   SII, KSP   A²KWA, LPP
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