Tucholsky und das Dritte Reich
Tucholsky gehörte zu den Künstlern in
Deutschland, die das drohende Unheil schon früh erkannten und die
Strategie der Nationalsozialisten entlarvten. In zahlreichen Texten und
Gedichten wird dies deutlich, so auch im folgenden, das 1931 entstand:
Rosen auf den Weg gestreut
Ihr müsst sie
lieb haben und nett behandeln,
erschreckt sie
nicht - sie sind so zart!
Ihr müsst mit
Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer
Eigenart!
Pfeift eurem
Hunde, wenn er kläfft -:
Küsst die
Faschisten, wo ihr sie trefft.
Wenn sie in ihren
Sälen hetzen,
sagt: "Ja
und amen - aber gern!
Hier habt ihr
mich - schlagt mich in Fetzen!"
Und prügeln sie,
so lobt den Herrn.
Denn Prügelei
ist doch ihr Geschäft!
Küsst die
Faschisten, wo ihr sie trefft.
Und schießen sie
-: du lieber Himmel,
schätzt ihr das
Leben so hoch ein?
Das ist ein
Pazifistenfimmel!
Wer möchte nicht
gern Opfer sein?
Nennt sie: die
süßen Schnuckerchen,
gebt ihnen
Bonbons und Zuckerchen...
Und verspürt ihr
auch
in eurem Bauch
den Hitlerdolch,
tief, bis zum Heft -:
Küsst die
Faschisten, küsst die Faschisten,
küsst die
Faschisten, wo ihr sie trefft.
1933 wird
Tucholsky aus Deutschland ausgebürgert, seine Bücher gehören mit denen
von Lion Feuchtwanger, Erich Kästner, Heinrich Mann und Sigmund Freud zu
den ersten, die von den Nationalsozialisten verboten und am 10. Mai
"den Flammen übergeben" wurden.
Heinrich Heines
düstere Prophezeiung, "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man
später auch Menschen.", bewahrheitete sich bald darauf...
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