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Köhler, Klar und die Folgen

Ein Lob dem CSU-Fürsten Stoiber und seinem Terrier Söder. Dieser Tage kam heraus, dass Bundespräsident Köhler alle Parteivorsitzenden der CDU, SPD, FDU und CSU vorher über sein Vorgehen unterrichtet hat. Als Stoiber sich also über das persönliche Gespräch Köhlers mit C.Klar echauffierte, war dies nur Theaterdonner. Deutlicher durfte es Söder sagen - nur bei Wohlverhalten gibt es eine Wiederwahl. Der Bundespräsident ist nur ein Frühstücksdirektor der politischen Klasse, der Ansammlung von Menschen, die die Macht in dem Unternehmen Bundesrepublik ausüben - dem einzigen Unternehmen, dass die Spielregeln zu eigenen Gunsten ständig verändert.

Die anderen Vertreter der politischen Klasse beeilten sich natürlich, wieder den ideologischen Nebelvorhang vor das Amt des Bundespräsidenten zu ziehen. Doch die Würde des Amtes ist ebenso eine Legende wie der Anspruch des Staates selbstlos für alle Menschen in dieser Gesellschaft handeln zu wollen. Und deshalb war es auch eitel vom Staatsapparat, seinerzeit zu verkünden, er lasse sich nicht von den Terroristen erpressen - ebenso wie es eitel von der RAF war, "den Staat" in Herrn Schleyer, Herrn Buback und Herrn Ponto nebst einiger Kollateralschäden zu bekämpfen und zu liquidieren. Damit bestätigten sich beide Fronten einer Gewaltauseinandersetzung gegenseitig. Wie man hört, hat Herr Klar diesen Kampf noch nicht aufgegeben, wenn auch mit Mitteln, die er nicht gewinnen kann. Wie man hört, hat auch die herrschende Klasse in Deutschland - anders als in Nordirland - nie versucht, den Kampf gegen die RAF durch Versöhnungsgesten zu beenden.

Herr Klar hat der Unterzeichnerin ebensowenig etwas getan wie Herr Buback. Wenn man dem Staat ebenso wie der RAF abspricht, für die Gesellschaft oder Teile davon zu sprechen und zu handeln, bleibt letztlich der Mord an Buback eine Privatangelegenheit. Herr Klar mag sich mit Herrn Buback junior und anderen Hinterblieben seiner Opfer über den Ausgleich des (materiellen, psychischen, sozialen etc.) Schadens einigen oder nicht - aber wen sonst interessiert dies? Wäre die Unterzeichnerin damals von Bomben dahingerafft worden, wäre den Hinterblieben vermutlich mit der Inhaftierung von Herrn Klar und Konsorten wenig gedient gewesen, aber das ist eine Frage der Präferenzen bei der Schadensregulierung. Ein wie immer definiertes öffentliches Interesse hat und hätte jedenfalls nicht bestanden! Hinterbliebene von Mordopfern sind immer individuell Leidtragende! Das vermeintlich öffentliche Hinteresse hat das Unternehmen "Staat" ja auch bekanntlich nur zur weiteren Machtentfaltung genutzt, ohne dass weitere Morde verhindert wurden. Diese endeten erst - übrigens im Gegensatz zu Nordirland - , als die RAF ihre Basis an die Ökobewegung verlor.

"Den Staat" bekämpft man nicht durch Bomben oder Wahlen, sondern im Kopf. Nur wenn die Menschen den Führern des Unternehmens "Staat" nicht mehr glauben, dass es das Recht hat, die Spielregeln zu seinen Gunsten zu verändern, wird es auch nicht mehr die Akzeptanz haben und es wird auch nicht mit Bajonetten die Einhaltung seiner Regeln durchsetzen können. Zu dieser Entzauberung haben Stoiber und Söder einen wertvollen Beitrag geliefert!

zum Portal | Text diskutieren | eingestellt von sadie am 10.05.2007